Vereine

Geschichte des Turnverein Rembrücken (TVR) - „Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine, kürzt die öde Zeit, und er schützt uns durch Vereine, vor der Einsamkeit“ (Joachim Ringelnatz – 1883 – 1934).

Das haben sich 1895 auch ein paar junge Männer Rembrückens gedacht und den TVR gegründet mit dem Ziel, das turnerische Gut in Rembrücken zu pflegen.

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Vorderseite des Schreibens an das Kreisamt

Der Turnplatz sollte am 7. Juni 1896 eingeweiht werden. Aus diesem Anlass wandte sich der damalige Bürgermeister Ricker mit folgendem Schreiben an das Großherzogliche Kreisamt:
„Der hiesige Turnverein beabsichtigt Sonntag den 7ten Juni d. Jrs Turnplatz Einweihung zu feiern; da bei solchen Festlichkeiten gewöhnlich Streitigkeiten und sonstige Exzesse vorfallen können, so bitten wir Grh.Kreisamtlichen auf fraglichen Tage einen Gendarmen beordern zu wollen."

Das Kreisamt forderte aus Ober-Roden einen Gendarmen an, der am Montag kurz berichtete,
„daß die Festlichkeit durch die Polizei überwacht wurde und daß es außer einigen geringfügigen Streitigkeiten zu weiteren Ausschreitungen nicht gekommen ist. Die Gebührenverzeichnisse sind angeschlossen“

Nachdem der Sportplatz trotz der Befürchtungen des Bürgermeisters friedlich eingeweiht worden war, konnte der Sportbetrieb beginnen.
Streng waren die Bräuche, so wurde 1904 beschlossen, alle Mitglieder unter 20 Jahren, welche die Turnstunden nicht besuchten, finanziell zu bestrafen. Allerdings hat man damals auch schon zu feiern gewusst gemäß dem Motto

„Feiern ist auch Sport“.

So scheint es bereits 1899 einen Spielmannszug gegeben zu haben, denn es wurde eine Trommel samt Zubehör (mit den übrigen Vereinsgegenständen) von ehemaligen Mitgliedern zurückgefordert. Außerdem wurde das Vereinslokal des TVR (Herrn Adam Rückert) in 1905 erstmalig erwähnt, in dem ein Stiftungsfest verbunden mit einem Preisturnen zum 10-jährigen Vereinsbestehen beschlossen und ab 1906 u.a. jährlich ein Faschingsball abgehalten wurde. Bemerkenswert: Die Ballkleider der Festdamen beim Stiftungsfest waren Vereinseigentum. Trotz der Feierlaune herrschte dennoch Disziplin und Ordnung im Verein: Für die Lehrzeit im Spielmannszug hatte jeder eine Gebühr von 3 Mark zu zahlen, die erst erstattet wurde, wenn bei Austritt ein Ersatzmann gestellt werden konnte. Allerdings wurde die Mahnung, die Turnstunden zu besuchen, wohl nicht allzu ernst genommen, denn 1906 konnte das Abturnen wegen Mangel an Turnern nicht abgehalten werden, und 1909 wurde beschlossen.: „Wegen Mangel an Turnern die Geräte an einen geeigneten Platz zu bringen“. In den Jahren 1911 und 1912 war diese kurze Krise überwunden, und der Verein war sehr aktiv. Die Fastnachtsveranstaltung des Vereins gipfelte, für Rembrücken einmalig, in einem Karnevalszug.

Der Erste Weltkrieg zwang dem Vereinsleben eine siebenjährige Pause und den schmerzlichen Verlust etlicher Vereinsmitglieder auf. Das Freizeitleben im TVR nahm dennoch wieder Fahrt auf. 1920 wurde durch den Spielmannszug ein Konzert abgehalten und der Reinerlös zur Anschaffung einer Bühne verwendet. 1922 wird das 25-jährige Jubiläum mit einem volkstümlichen Turnfest gefeiert, zu dessen Vorausfinanzierung jedes Mitglied ein Darlehen von 100 Mark gewähren musste. Die äußeren Umstände berührten indes auch den TVR, die Inflation fand ihren Niederschlag im Kassenwesen, das Vereinsleben ebbte aufgrund der Weltwirtschaftskrise ab, die 1929 gegründete Gesangsabteilung fand 1935 ihr Ende, schließlich ruhten die Vereinsaktivitäten aufgrund des Zweiten Weltkrieges bis 1947 völlig. Groß war der Verlust an Vereinsmitgliedern aufgrund der Kriegsgeschehnisse, den der TVR verschmerzen musste.

1950 jedoch blühte das Vereinsleben wieder auf, zahlreiche Veranstaltungen wie Fastnachtsbälle, ein Sommer- und ein sportlich erfolgreiches Kinderturnfest (5. und 6. Platz von 50 Vereinen) fanden statt. Auch blieben die Männer der Turn-und Spielmannsabteilungen nicht mehr unter sich: 1951 wurde eine Frauen- und Mädchenriege gegründet, die „mit ganzer Seele“ mit turnten. Das große Fest anlässlich des 60-järigen Bestehens des Vereins in 1955 und das Genehmigen des beantragten Pachtgeländes bildeten ökonomisch den Grundstein für den Bau der Turnhalle.

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Festzug 1955 anlässlich des 60-jährigen Vereins-jubiläums auf der Hauptstraße.

Zwar schwächelte das Engagement 1956 im Turnsport, dies wurde aber aufgewogen durch die Gründung der Fußballabteilung. Mit einem vom Vorstand gewährten Darlehen von 300 Mark und dem großem Einsatz der Mitglieder wurde hinter dem Klärwerk ein kleines, bescheidenes Spielfeld geschaffen. Der Start war gut: Das erste Verbandsspiel wurde gegen den Turnverein Hausen mit 5:3 gewonnen.

Doch auch bei den Fußballern wurde und wird gefeiert: 1957 wurde von den Fußballern das erste Waldfest organisiert und von den Rembrückern dankbar aufgenommen, das ist bis heute so. Sportlich erfolgreich ging es weiter: 1959 hatte die Fußball-Jugendmannschaft auf Anhieb den Titel eines Kreismeisters gegen den BSC Offenbach errungen. Mangels Nachwuchses wurde die Jugendmannschaft dann jedoch wieder abgemeldet.

Die 60-er Jahre begannen mit einem großen Vereinsangebot wie den bekannten gesellschaftlichen Ereignissen zu Fasching, Sommernacht und Weihnachten. Der neue Sportplatz an seiner heuten Stelle im Bindingsweg wurde 1960 eingeweiht, der alte Platz am Klärwerkt hatte ausgedient.

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Sportplatz mit Sanitäranlage und ehem. Turnhalle (heute Gaststätte)

Der Fußball in Rembrücken erlebte einen stürmischen Auftrieb. 1962 kam es  dann zwar zu internen Spannungen in der Vereinsführung, ausgelöst durch Rivalitäten zwischen Turn-und Fußballabteilung, die jedoch gemeistert wurden. Am 23.04.1962 kam es endlich zur Eröffnung der Turnhalle. Das Schulturnen wurde in die Turnhalle verlegt, Frauen aus Rembrücken fanden sich zu einer bis heute existierenden Gymnastikgruppe zusammen. Ein Vereinswappen – dreieckige Form, schwarze Schrift auf weißem Grund – fand die Zustimmung der Mitglieder.

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Das Vereinswappen

In den folgenden Jahren wurde die Turnhalle mit einer Heizung ausgestattet, eine Vereinsfahne wurde angeschafft. Man feierte 1965 das 70-jährige Vereinsjubiläum, 1966 das 10-jähige Bestehen der Fußballabteilung. Duschräume, Umkleideräume und eine gute Ausstattung mit Geräten wurden durch eiserne Sparsamkeit und Zuschüssen des Landessportbundes und der Gemeinde sowie durch selbstlose Bauhilfe von 65 Mitgliedern der Fußballabteilung ermöglicht.

1968 feierte die Gemeinde Rembrücken ihren 700jähigen Geburtstag, der TVR war bei der Gestaltung des Festprogramms maßgeblich beteiligt. 1969 wird die Musikabteilung „Frohsinn“ mit 26 Mitgliedern gegründet.

1975 dann der 80ste Geburtstag des TVR. Rechtzeitgig wurde (1970) die neue Gaststätte fertig, die von den Mitgliedern in Eigenregie geführt wurde. Es gab ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm, darunter als besondere Attraktion ein Fußballspiel der TVR-Damen gegen eine Männer-Prominenten-Elf (Ergebnis 2:4). Vergessen sind die mühevollen Aufbauarbeiten. In den folgenden Jahren machte sich die enge Verbundenheit des TVR mit der Gemeinde Rembrücken bezahlt. Die Gemeinde baute ein modernes Sportzentrum. Ein großzügiges Fußballfeld mit Stehtribünen entstand anstelle des alten Platzes, daneben eine Laufbahn, Anlagen für Weitsprung und Kugelstoßen. Ein Hartplatz für Fußballtraining mit Umzäunung wurde geschaffen, die Turnhalle mit Nebengebäuden erhielt ihren ersten Verputz.

Doch es gab auch Schicksalsschläge. Zuerst der Brand am Ostersonntag 1979, dessen Schaden durch Spenden, Veranstaltungen und dem selbstlosen Einsatz der Vereinsmitglieder wieder behoben wurde. Dann am 02.03.1980 ein weiterer Brand mit noch größerer Verwüstung als zuvor. Auch dieser Schaden konnte verschmerzt werden. Am 31.10.1980 wird endlich das neuerbaute Vereinsheim eingeweiht. Dann trat Ruhe ein. Das Angebot hat sich stetig erweitert. Die Abteilungen Wandern, Tischtennis, Kinderturnen, Leichtathletik, Hockey, Senioren- und Rückengymnastik kamen hinzu. Nach Bau der Turnhalle an der Mathias-Claudius-Schule wurde diese durch die Turnabteilung für Senioren- und Rückengymnastikgenutzt.

1985 wurde das 90-jährige Jubiläum des TVR. 1988 wurde der neue Rasenplatz in Betrieb genommen und die Berieselungsanlage fertiggestellt. Die Toiletten wurden grundrenoviert und ein Jugendraum im Keller eingerichtet. 1991 wurde auch die Vereinsgasstätte renoviert, eine neue Inneneinrichtung sowie eine modernisierte Küche durften gefeiert werden. Auch das Ausland nahm von TVR Notiz: 1991 besucht ein japanisches Fernsehteam den TVR, Gäste aus der CSSR besuchten die Alt-Herren-Fußballer.

Es hat sich viel getan seit den Gründertagen. Zwei Parkplätze und schön asphaltierte Zufahrtsstraßen werben ebenso für den TVR wie seine gemütliche Gaststätte, die auch für familiäre Anlässe oder Firmenveranstaltungen gebucht werden kann. Neben den sportlichen und gesellschaftlichen Engagements in und für Rembrücken organisiert der TVR auch heute noch Kerb, Kartoffelfest, sowie sonstige Veranstaltungen für seine Mitglieder. Der Verein mit heute über 300 Mitgliedern unterhält Abteilungen für Fußball, Fußball-Senioren, Tischtennis, Turnen, Wandern und Pferdesport. Die Alt-Herren-Riege reist durch die Welt, die Mitglieder der einzelnen Abteilungen feiern selbst organisierte Feste und ehren langjährige Mitglieder, ganz im Sinne des Mottos:

„Sport ist eine Tätigkeitsform des Glücks“ (Martin Kessel 1901 – 1990).

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