Kirche/Friedhof/Kreuze

Geschichte der Rembrücker Kirche(n) - Die Kapelle von 1756

Der Weiler Rembrücken (damals „Rintbrucken“) war seit alters her Besitz des Klosters Seligenstadt; kirchlich wurde die Bevölkerung des Ortes vom Kloster Patershausen betreut, wie aus der Schenkungsurkunde des Hartliebus Bunner von 1268 hervorgeht.

In einer Urkunde aus dem Jahr 1477 ist belegt, dass Rembrücken der Kirche Petrus in vincolis in Weiskirchen zugeordnet wurde. Dort bestand für die ausschließlich katholische Bevölkerung Rembrückens die einzige Möglichkeit, am Gottesdienst teilzunehmen. Dies sollte sich ab 1756 ändern, als die alte Wallfahrtskapelle auf der Liebfrauenheide bei Klein-Krotzenburg abgerissen wurde und die Einwohner Rembrückens die Steine dieser Kapelle nach Rembrücken holten. Der Kaufpreis lag bei 90 rheinischen Gulden. Aus dem Baumaterial wurde in enormem Aufwand auf einem Platz neben der heutigen Kirche das unten abgebildete Kirchlein  errichtet. Auf einem Plan von etwa 1860 ist die Lage der Kapelle ersichtlich. Reste der Fundamente wurden 2008 bei Bauarbeiten am Dorfplatz aufgedeckt.

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Der Plan von Rembrücken aus dem Jahr 1860 zeigt die Lage des Kapellchens

Die Kapelle enthielt 7 Bänke und bot für etwa 50 Gläubige Platz, was für die damalige Bevölkerung von etwa 100 Menschen ausreichend war.
In dem Buch „Kunstdenkmäler im Großherzogtum Hessen von Georg Schäfer (1885) wird das Rembrücker Kirchlein wie folgt beschrieben:
Die katholische Filialkirche, im Verband zur Pfarrei Weiskirchen stehend, ein kunstloser, kapellenartiger Bau mit dreiseitigem Chorschluss und schlichtem Glockentürmchen*), sogen. Dachreiter, wurde im Jahr 1756 aus dem Material der alten Wallfahrtskapelle auf der Liebfrauenheide bei Klein-Krotzenburg erbaut und auf den Titel Mariä Opferung (Präsentatio B.M. Virginis) geweiht.Das kleine Gebäude wird an den Langmauern durch zwei Rundbogenfenster erhellt und ist von einer Flachdecke überspannt, welche an den Umfassungswänden in eine leichte Schwingung ausläuft und von einem einfach profilierten Simszug umrahmt ist. Die sehr niedrig gehaltene Empore reichte bis zur Mitte der Kapelle, sie wurde von Rundpfosten geschmückt. Der Kirchenraum umfasste 7 Bänke.
*) Das Glockentürmchen wurde bei einer Renovierung im Jahre 1877 nachträglich angebaut.

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Die Rembrücker Kapelle von 1756

Man erkennt eines der beiden Rundbogenfenster an der Seitenwand und den nach Süden errichteten Eingang. Über diesem war ein farbiges Glasfenster  angebracht. Der Größenvergleich mit dem heute noch stehenden Haus Subtil zeigt, wie niedrig das Kirchlein im Inneren war.

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Grundriss der Kapelle von 1756

Auf dem Grundriss erkennt man den niedrigen Anbau, dessen Oberkante auf dem Foto an der rechten Seite der Kapelle nur schwach zu erkennen ist; es handelt sich wahrscheinlich um die 1864 angebaute Sakristei.
Die Kapelle erhielt 1893 eine in Frankenthal gegossene Glocke, die einen ungewöhnlich hohen Silbergehalt besitzt. Sie trägt die Inschrift:

SANCTA MARIA B
ORA PRO NOBIS
FRANCISCUS SPRENG
PAROCHUS IN WEISKIRCHEN
1893 J.Frankenthal

Franz Spreng war der damalige Pfarrer in Weiskirchen. Die Glocke hing einige Jahre in der neuen Kirche und dient heute als Geläut in der Trauerhalle am Friedhof.

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Der Rembrücker Altar (Im Haus der Stadtgeschichte)

Im Gegensatz zu dem schlichten Äußeren der Kapelle stellte der abgebildete Steinaltar ein außergewöhnliches Kunstwerk der Renaissance dar. Der Altar, bekannt als „Rembrücker Altar“ hat eine ungewöhnliche Geschichte, die bis heute nicht völlig aufgeklärt ist. Vermutlich wurde er für das Kloster Patershausen angefertigt. Nach Auflösung des Klosters kam er nach Steinheim, wahrscheinlich in die dortige Schlosskirche. Als diese wegen Baufälligkeit nicht mehr genutzt wurde, stellte man den Altar Rembrücken für die neugebaute Kapelle zur Verfügung. Dort hat man den Mittelteil mit der Kreuzigungsgruppe an der Außenwand angebracht. Stattdessen hat man dann ein Marienbild, entsprechend dem Patronat der Kirche, eingefügt.

Wegen der geringen Bauhöhe der Kapelle wurde auch die obere Begrenzung des Steinaltars abgetrennt.
Nach dem Abriss der Kapelle 1925 lagerte der Altar einige Jahr in Rembrücken, bis er 1936 nach Mainz in das Diözesan-Museum gelangte. Lange Jahre galt der Altar als verschollen, bis es Prof. E. Götz durch mehrere glückliche Zufälle gelang, die Teile des durch Bombenwirkung zerstörten Altars zu identifizieren. In Teamarbeit wurden die Reste kombiniert und sind (s. Abbildung) heute im Haus der Stadtgeschichte in Heusenstamm als Dauerleihgabe des Diözesanmuseums zu bewundern. 

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