Infrastruktur

Geschichte der Rembrücker Abwässer - Von der „Puhlkaute“ zur modernen Abwasserreinigung

Rembrücken war im Jahre 1955 eine selbständige Gemeinde mit 437 Einwohnern, die in 118 Familien bzw. Haushalten lebten. Wie der untenstehende Plan zeigt waren zu diesem Zeitpunkt neben der Hauptstraße nur die Heusenstammer, die Obertshäuser Straße, die Friedhofstraße und der Marienweg (der damals noch Marienstraße hieß) bebaut.

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Plan von Rembrücken Stand Ende 1955

Der Plan war Grundlage für die erste Kanalisation und ein Klärwerk.

Links unten im Plan ist der Hengstengraben, auch „Grenzgraben“ genannt zu erkennen. Er kommt aus dem Waldgebiet „Buchrain“) und mündet in den Bauerbach, ein Nebengewässer der Rodau.

In der Bestandsaufnahme vor dem Bau der Kanäle ist festgehalten, dass „ das Abwasser aus den Haushalten oberirdisch abgeführt wird. Es sind nur wenige Frischwassergruben vorhanden“.

Diese Gruben, im Volksmund „Puhlkauten“ (Jauchegruben) genannt, bestanden im Idealfall aus drei Kammern, wobei sich in der ersten Grube Feststoffe absetzten, die meist einmal im Jahr geleert werden mussten. In der mittleren Kammer fiel Gülle an, die zur Düngung im Garten und auf dem Feld verwendet wurde. Die dritte Kammer diente dazu, dass der relativ „saubere“ überlauf im Untergrund versickern konnte. Meist waren aber nur einfache Einkammergruben errichtet, die bewusst undicht waren und meist einmal im Jahr von festen Rückständen befreit werden mussten.

Die einzige Möglichkeit, Abwässer gesammelt abzuleiten, bestand im sogenannten Hengstengraben (Bauerbach), der gleichzeitig die Gemarkungsgrenze zu Hainhausen darstellt. Dieser Graben führt aber nach Absinken des Grundwasserspiegels nur noch bei Starkregen und bei der Schneeschmelze vorübergehend Wasser, so dass er als Vorfluter nicht geeignet ist. Aus diesem Grunde musste außer dem Kanal eine Kläranlage errichtet werden. Im Vorfeld des Baus wurden einige Daten ermittelt, die ein Bild vom damaligen Dorf Rembrücken ergeben:
Der Ort hatte seinerzeit nur etwa 450 Einwohner; als Gewerbebetriebe sind nur zwei größere Lederwaren-Betriebe mit 30 und 10 Arbeitskräften, 2 Gasthäuser, 1 Metzgerei und eine Bäckerei erwähnt.

Das Kreisgesundheitsamt gibt an, dass in den letzten 10 Jahren kein Fall von Typhus oder spinaler Kinderlähmung aufgetreten sei. Es sei nur ein Fall von Tuberkulose bekannt.
Die Kreiswerke Offenbach gaben an, dass der mittlere Tagesverbrauch bei 40 Liter/Ein-wohner lag; für die Planung legte man 150 L/Tag zugrunde mit der Begründung „Steigende kulturelle Bedürfnisse auf dem Lande“.

Ursprünglich sollte die einfache Kläranlage auf dem Gebiet der sogenannten Torfwiesen errichtet werden, d.h. an der Stelle, wo heute das Bio-Nachklärbecken steht. Als aber 1957 dort Fliegerbomben ergraben wurden, stieß man auf Treibsandschichten, d.h. auf instabilen Untergrund. Daraufhin wurde als neuer Standort die verlängerte Friedhofstraße festgelegt. Kernstück des Klärwerks war ein Tropfkörper, in dem das Abwasser über biologisch besiedelte Lavaschlacke verrieselt wurde. Die Baukosten für den Kanal lagen bei 150.00.- DM; das Klärwerk war mit 92.000.- DM veranschlagt.

Am 3. Juli 1959 wurde die Anlage mit großer Beteiligung von Vertretern umliegender Gemeinden und Behörden mit einem „Abwasser-Fest“ eingeweiht.

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Gästeliste „Abwasser-Fest“

In den beiden untersten Zeilen der Gästeliste findet sich die Unterschrift des damaligen Bürgermeisters von Rembrücken (Valentin) Subtil.

Als 1967 das neue Baugebiet der Hubertusanlage erschlossen wurde, musste auch eine größere Kläranlage für etwa 2000 Einwohner geplant werden. Diese enthielt als Kernstück ein belüftetes Rundbecken zur biologischen Reinigung. Außerdem wurden Sandfang, ein Regenrückhaltebecken und ein Schlammbehälter errichtet. Die Inbetriebnahme erfolgte im September 1969. Die Baukosten betrugen 250.000.- DM.

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Die alte Kläranlage (Links am Bildrand der Faulturm der ersten Anlage)

In den folgenden Jahren erwies sich die Leistung der Anlage als zu schwach; das Abwasser wurde daher ab 1990 über eine Hochdruckleitung in das Heusenstammer Kanalnetz eingespeist. Bei Starkregen reichte jedoch die Leistung der Pumpen und die Kapazität der Regenrückhaltebecken nicht mehr aus, so dass es regelmäßig zu Rückstau im Rembrücker Kanalnetz und zu überfluteten Kellern kam. Daher wurden von 2004 bis 2006 geschlossene Regenrückhaltebecken mit rund 600 m³ Kapazität errichtet; zusätzlich wurde ein ausreichend dimensionierter Ablauf zu einem am Hengstengraben (Bauerbach) errichteten Bodenfilterbecken mit etwa 1000 m² Fläche gebaut.

Im Modell wird veranschaulicht, wie das aus dem Rückhaltebehälter abfließende Überschusswasser durch eine mit Schilf bepflanzte Fläche nach unten versickert. Während der Passage durch die Wurzelschicht wird das Wasser biologisch gereinigt, so dass es problemlos in den Graben abgeleitet werden kann.

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Modell der Bodenfilteranlage in Rembrücken

Durch die Einleitung der Rembrücker Abwässer in die Heusenstammer Kläranlage ist sichergestellt, dass diese stets nach dem neuesten Stand der Technik gereinigt werden, so wird z.B. seit 2014 eine Abtrennung von Phosphat praktiziert.

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