Infrastruktur

Geschichte der Elektrifizierung Rembrückens - Es werde Licht! ….und es wird Licht.

Für uns ist es heutzutage normal, dass bei Betätigung des Lichtschalters das elektrische Licht aufleuchtet. Am 5. April 1919 war es in dem kleinen Dorf Rembrücken, das seinerzeit gerade 300 Einwohner hatte, eine Sensation als endlich das erste elektrische Licht erstrahlte. Bereits 1913 war die Planung für einen Anschluss Rembrückens an die Überlandleitung von Offenbach nach Seligenstadt fertiggestellt.

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Plan der Fernleitungen aus dem Jahr 1914

Ein Konzessionsvertrag zwischen der Stadt Offenbach und der Gemeinde Rembrücken wurde am 6.9.1913 abgeschlossen.

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Datum der Konzessionsverträge

Doch am 7.8.1914 teilte die „Direktion des Elektrizitätswerkes, der Straßenbahn und des Hafens der Stadt Offenbach Main“ der Gemeinde Rembrücken mit, dass infolge des Kriegszustandes (1. Weltkrieg) die Arbeiten an der Überlandzentrale ruhen würden.

Dennoch wurde offensichtlich 1917, also im dritten Kriegsjahr, am Leitungsnetz für Rembrücken gearbeitet, denn die Bürgermeisterei Heusenstamm forderte am 22.11.1917 von Rembrücken die Hälfte der Lagerkosten für in Heusenstamm gelagertes Material, „da seit einiger Zeit auch im Ortsnetz Rembrücken gearbeitet wurde“. (Gefordert wurden für die Monate Mai-Juli 3 x 20 : 2 = 30 Mark)

Nach Kriegsende erfolgte dann am 5.April 1919 der Anschluss Rembrückens an das Stromnetz und erstmals erstrahlte elektrisches Licht im Ort. Von der 20.000-Volt-Überlandleitung Offenbach-Seligenstadt, die im Bereich der heutigen Straßen Im hohlen Baum/Im Vogelseen an Rembrücken vorbeilief, wurde ein Abzweig zu einer Trafostation errichtet. Diese Turm-Trafostion befand sich an der Heusenstammer Straße Nr. 5. Noch heute ist dort eine kleine Parzelle städtisches Eigentum.

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Trafo-Turm an der Heusenstammer Straße kurz vor dem Abriss im Jahre 1961

Von hier wurden die einzelnen Abnehmer durch Freileitungen über sogenannte Dachreiter versorgt. Die Abrechnung der jeweiligen Verbraucher erfolgte direkt mit der Stadt Offenbach.

Die Leitungen bestanden wegen Materialknappheit in der Kriegs- und Nachkriegszeit zunächst aus Eisen; im Verlauf der späten 20er-Jahre wurden sie durch Kupferdrähte ersetzt.

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Dachreiter in der Marienstraße

Ab etwa 1960 wurden in den Neubaugebieten nur noch Kabel verlegt. Als letzte Straße wurde die Hauptstraße 1990 verkabelt; die Dachreiter verschwanden in den Folgejahren.

1924 besaß Rembrücken 6 Straßenlampen mit je 60 Watt Stärke; die Beleuchtung wurde vom Nachtwächter in der Trafostation ein- bzw. ausgeschaltet. Die Gebühr für die Beleuchtung betrug im Sommer pauschal 1 Mark pro Monat, im Winter wurden 2 Mark pro Monat berechnet.

Die Freileitung, die diagonal über verschiedene Grundstücke verlief, sollte 1919 wegen des Baus einer Scheune an der Heusenstammer Straße geringfügig verlegt werden. Als nach dem zweiten Weltkrieg die Baugrundstücke an der Marienstraße (heute Marienweg) bebaut wurden, erfolgte eine weitere Verlegung der Leitung. Mit fortschreitender Bautätigkeit im Bereich der Hochspannungsleitung sollte eine Teilverkabelung durchgeführt werden. Um die Trafostation an ein Kabel anschließen zu können, war vorher der Bau einer zweiten Trafostaion erforderlich. Diese sollte hinter dem Schulgebäude (heute Alte Schule) errichtet werden.

Gegen dieses Vorhaben sprach sich der Schulrat 1959 mit folgendem Brief an den Bürgermeister von Rembrücken aus:
„Herr Lehrer Pollak hat mich über Ihren Plan informiert. Gegen dieses Bauvorhaben erhebe ich aus pädagogischen und schulischen Gründen Einspruch. Auch bin ich der Ansicht, dass bei Verwirklichung Ihres Planes für die Schulkinder körperliche Gefahren entstehen können.“

Daraufhin wurde das Grundstück geteilt, so dass da eigentliche Schulgrundstück unmittelbar hinter dem Schulhaus endete und die Trafostation am vorgesehenen Platz gebaut werden konnte. (Wo sie heute noch steht.). Diese Blockstation ging am 12. Juli 1960 in Betrieb, der Trafoturm an der Heusenstammer Straße wurde im Dezember 1961 abgebrochen.

Die in den nächsten Jahren entstehenden Baugebiete wurden alle von vornherein mit Kabelanschlüssen versehen; die letzten Freileitungen im Alten Ort wurden 1995 entfernt, nachdem dort auch alle Anschlüsse per Kabel erfolgt waren.

Außerhalb der Bebauung Rembrückens wurde ein separates Kabel zur Hühnerfarm verlegt; die Sendestation des hessischen Rundfunks wurde mit einem eigenen Kabel vom Umspannwerk in Heusenstamm (Frankfurter Straße) entlang der L 3405 und über die Friedhofstraße versorgt.

Das Wachstum des Ortes kann anhand der Zahl der Straßenlampen erkannt werden:

Jahr
Zahl der Straßenlampen
1962
15
1966
24
1970
100
1976
208

Heute sind die meisten Straßenlampen mit energiesparendem Natriumdampf-Leuchtmittel ausgestattet.

Die Stromzufuhr nach Rembrücken erfolgt heute auf zwei Wegen: Ein Kabel führt vom Umspannwerk Heusenstamm am Kieswerk vorbei durch den Wald bei der Hühnerfarm; über die landwirtschaftlich genutzten Flächen ist eine Freileitung installiert, nach Überquerung der L 3405 führt ein Kabel zur Trafostation Waldstraße 42a; eine zweite Zufuhr erfolgt von Obertshausen per Kabel zur Trafostation in der Obertshäuser Straße. Von diesen zwei Stationen werden weiter Verteilerstationen versorgt.

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